Hybridantrieb

Strom kontra Sprit


Elektroantriebe auf kleinen Booten - das ist eigentlich nichts Neues. Allerdings dachte man bisher bei dieser Antriebsart mehr an Schiffe in der Größenordnung eines Anglerkahns. Bei Seglern wurden der Elektroantrieb zwar auch auf heimischen Binnenrevieren als An- und Ablegehilfe eingesetzt, um als vollwertigen Ersatz für einen Außenborder oder gar Einbaudiesel eingesetzt zu werden, dafür machten die bisher bekannten E-Motoren jedoch einen zu schwächlichen Eindruck.

Wenn man auf den Bootsausstellungen am Stand des Wassersportzentrums Müggelsee die neue Generation von Elektroantrieben für den Segelsport in Augenschein nahm, dann wurde einem schnell bewußt, daß hier mit neuen Ansätzen zu rechnen ist: Schon äußerlich haben die neuen Motoren nichts mehr mit den als Elektroquirl verspotteten Lösungen gemeinsam. Die Größe erreicht durchaus die Dimensionen eines üblichen Außenborders. Seit Mitte letzten Jahres wurde in Zusammenarbeit mit Volvo Penta und Dehler Yachtbau der Elektroantrieb als Saildrive getestet. Insgesamt 15 "Dehler 25" laufen mit gutem Erfolg auf dem Müggelsee in Berlin als Charterschiffe.

Bei Tests wurde die Leistungskraft der Motoren eindrucksvoll unter Beweis gestellt:
Getestet wurden ein Elektroantrieb mit 1,95 kw gegen einen herkömmlichen Diesel-Einzylinder mit 9 PS (?kw). Trotz dieser unterschiedlichen Leistung zeigte sich der E-Antrieb dank eines besseren Wirkungsgrades durchaus ebenbürtig. Bei der Zugkraft voll voraus hatte der Elektromotor sogar die Nase vorne, der Dieselantrieb erreichte eine geringfügig höhere Höchstgeschwindigkeit.

Hauptproblem mit allen elektrischen Einrichtungen an Bord ist bekanntlich jedoch nicht die Stärke der eingesetzten Hilfsmittel wie z.B. elektrische Ankerwinschen, sondern deren Stromverbrauch.

Die Testschiffe sind mit sechs 6Volt Batterien ausgestattet. Im Vollgasbetrieb reicht das gerade mal für eine knappe Stunde. Da Marschfahrt aber schon mit 40% der Leistung erreicht wird, kann so die Batteriekapazität wesentlich besser ausgenutzt werden. Für ca. vier Stunden Fahrt sollen so die bordeigenen Stromreserven reichen und somit eine Reichweite von etwa 20 Seemeilen gewährleisten.
Für Binnenseen ist das wohl in den meisten Fällen ausreichend, bei längeren Kanalfahrten zum Beispiel auf der Mecklenburger Seenplatte kann es aber auch damit schon eng werden.

Abhilfe kann durch einen eigenen Stromerzeuger an Bord geschaffen werden: Ein komplett gekapselter Zweitaktgenerator ersetzt die Steckdose und hebt die Beschränkungen der zu geringen Batterieleistung wieder auf. Damit könnten Elektromotoren auch für Seeschiffe eine Alternative werden. Wir erwarten deshalb den Test eines Hybridantriebes auf einer 43 Fuß Yacht mit großem Interessse, gerade deshalb, weil wir wie alle Segler die Elektroprobleme auf Schiffen kennen. Allerdings kennen wir auch die Probleme mit nicht anspringenden Außenbordern und die aufwendige Pflege eines Einbaudiesels. Mit welchem Aufwand ein Hybrid-System gewartet werden muß und wie es sich tatsächlich im rauem Bordalltag bewährt, wird sich sicherlich bald zeigen.



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